Jetzt wo der Januar zu Ende geht, ist es zu spät, um das Weltende-Jahr
2012 mit einer Reflexion über das Ende der Welt anzufangen. Also keine apokalyptische Neujahrsrede diesmal, sondern eine Rezension des Buches To Die For: Is Fashion Wearing Out the World? (London: Harper Collins, 2011) von Lucy Siegle. Das Thema: die ethischen und ökologischen Nebenwirkungen
der heutigen Modeindustrie und was wir gegen sie unternehmen können.
Die
Geschichte dessen, was ein Kleidungsstück heutzutage hinter sich versteckt, ist mehrmals erzählt worden. Bekannt sind die miserablen Löhne und
Arbeitsbedingungen in den Ländern, in denen die überbilligten T-Shirts von H&M hergestellt werden; die gesundheitsschädlichen Stoffe, die unsere
Kleidung und Schuhe enthalten; die verbrecherische – und seit einigen
Jahrzehnten herrschende – Kultur vom
‚Kaufen-Wegwerfen-Neukaufen‘.
Das blaue, blaue, blaue Wasser - greenpeace |
Die
‚Katastrophe‘ spielt sich auf vielen Feldern ab
Einige wenige davon, als (schlechte) Geschmacksprobe, sind:
Einige wenige davon, als (schlechte) Geschmacksprobe, sind:
Die echten fashion
victims. Die Üblichen: Frauen und Kinder der Produktionsländer (Indien,
Bangladesch, China, lateinamerikanische Länder). Siegles Schilderung eines Tages im Leben einer Kleidungsarbeiterin in Kambodscha ist das
Gangsterstück, das jeder kennt: schlechte
bis inexistente Bezahlung, unbezahlte Überstunden, 7-Tage-, 16-Stundenarbeit,
Nachtarbeit, Schikanen bei Krankheit, fehlender Mutterschutz, Schläge, sexuelle
Belästigung, kein Gewerkschaftsrecht, regelmäßiger Tod von Arbeitern (wenn man
von ‚Arbeitern‘ sprechen kann) bei Fabrikbränden... 2007 wurde bekannt, dass Gap Kinder
in Indien unter brutalen Bedingungen fürs Nähen beschäftigt, dasselbe wurde und wird über andere
sehr bekannte Modeunternehmen berichtet.
Als Konsequenz dieser Skandale sind die Codes of conduct entstanden, die das ethische Verhalten der Unternehmen reglementieren und mit denen jeder Konzern stolz auf seiner Webseite prangert. Fortschritt! Ist es besser geworden? Nein, natürlich nicht, wie Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung kürzlich zeigten.
Als Konsequenz dieser Skandale sind die Codes of conduct entstanden, die das ethische Verhalten der Unternehmen reglementieren und mit denen jeder Konzern stolz auf seiner Webseite prangert. Fortschritt! Ist es besser geworden? Nein, natürlich nicht, wie Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung kürzlich zeigten.
Die
Lederwarenindustrie: „eins der umweltverschmutzendsten Systeme, die sich
die Menschheit je ausgedacht hat“ (S. 199). Zwei
erschütternde Feldstudien diesbezüglich: die biologische Tötung des Ganges, in den über 1,2
Millionen Kubikmeter giftiger Abwässer täglich
eingeleitet werden. (Der Beitrag der ca. 2.100 Gerbereien Indiens ist köstlich:
Unmengen von Mangan, Chrom, Schwefel, Blei und Kupfer) und die andauernde
Entwaldung des Amazonas-Regenwaldes. Nach Siegles
Zahlen ist seit 1970 ein Fünftel des Regenwaldes verlorengegangen – zwischen
65% und 70% durch den Zuwachs der Viehhaltung.
Die
‚Altkleider-Lüge‘. Seit Mitte der
90er Jahre wird der afrikanische Kleidungsmarkt von Zweite-Hand-Kleidern dominiert, die in Industrieländern gespendeten wurden. In der UK werden jährlich ca. 300.000 Tonnen
Altkleider gespendet. In Deutschland sollen es ca. 700.000 Tonnen sein.
Mindestens 50% des Ganzen landet in Afrika. Die Konsequenz
dieser Großzügigkeit ist leider alles außer großzügig: der Bankrott der
afrikanischen Textilindustrie. In Nigeria, dem ehemals größten Textilhersteller
der subsaharischen Region, und Tansania sind zwischen 1995
und 2005 jeweils 80.000 Arbeitsplätze in der Textilbranche verschwunden. Hier eine
Dokumentation zum Thema.
Und dazu kommen
Seiten und Seiten über Umweltvergiftung, Wasserverschmutzung (8.000 Liter Wasser
für ein Paar Jeans usw.) oder das Schicksal der
Tiere in der Seiden-, Woll-, Pelz-, Lederproduktion. Alles ziemlich schlimm.
© HDCA, 2012